Selbstachtung: Wie Sie Ihre inneren Kritiker zum Schweigen bringen

Selbstachtung: Die Sicht auf das eigene Ich, Selbstliebe & Selbstvertrauen
Denkt man über die Bedeutung des Wortes Selbstachtung nach, landet man rasch bei den Begriffen: Selbstliebe, Selbstvertrauen und der Sicht auf das eigene Ich.
Selbstliebe ist das Fundament der Selbstachtung und bedeutet, sich trotz aller Unvollkommenheiten, Fehler und Scheitern ohne Bedingungen oder Einschränkungen zu mögen – einfach deshalb, weil die eigene innere Stimme sagt, dass man diese Liebe und Wertschätzung verdient.

Diese ‚unbedingte‘ Selbstliebe entsteht zu großen Teilen aus der Gefühlsnahrung, der Liebe, Zuwendung, Fürsorge und Respekt die wir als Kind von unseren frühen Bezugspersonen erfahren haben. Sie ist nicht auf unsere Leistungen und Erfolge bezogen sondern auf uns, als Ganzheit.Selbstliebe lässt uns durchhalten, wenn es einmal nicht so läuft, uns wieder aufrappeln und nach einem Misserfolg wieder durchstarten. Sie bewahrt uns nicht vor Selbstzweifel, aber vor Hoffnungslosigkeit und dem Gefühl ‚es geht nichts mehr‘.

Betrachten wir als Nächstes die Sicht auf die eigene Person – unsere inneren Überzeugungen zu Stärken und Schwächen, also die subjektive Bewertung der eigenen Qualitäten und Unzulänglichkeiten. Geht man mit einer hauptsächlich positiven Sicht auf das eigene Ich durch das Leben, kann man aus dieser Kraftquelle schöpfen und Widrigkeiten gelassener überstehen. Ist der Blick, den wir auf uns selbst richten durch geringe Selbstachtung geprägt, können verzagte und ängstliche Vorstellungen oder die Befürchtung zu versagen das Erleben dominieren. Diese Menschen beschränken sich vielleicht lieber auf das Beschreiten bereits gebahnter Wege als ihre Herzensprojekte zu verwirklichen. Sie richten sich in ihrer Lebensplanung, ihren Berufswünschen öfter nach Wünschen und Vorgaben ihrer Eltern oder als überlegen erlebten Menschen als nach ihren eigenen Neigungen.

Die dritte Komponente der Selbstliebe ist das Selbstvertrauen. Es zeigt sich vor allem in unserem Handeln, unserem Verhalten in neuen, unvorhersehbaren Situationen in denen es um etwas geht oder wenn es bei einer Aufgabenstellung Schwierigkeiten gibt. Wenn wir unsere Selbstachtung weiterentwickeln wollen, ist es notwendig, Handlungen zu setzen. Die daraus resultierenden kleineren und größeren Erfolge sind für unser psychisches Gleichgewicht und Wohlbefinden unerlässlich.
Selbstvertrauen entsteht vor allem durch den Erziehungsstil in Familie und Schule. Belohnen wir Kinder für ihre Bemühungen genauso wie für Erfolge? Erklären wir ihnen, dass Misserfolge kein Drama sind? Ermutigen wir sie, trotz eines Fehlschlags weiter zu machen und dran zu bleiben?

Wie sieht es mit ihrer Selbstachtung aus? Wie denken Sie über sich selbst? Welche Gedanken begleiten Sie, wenn Sie ein Projekt planen und zur Aktion schreiten? Wie reagieren Sie bei einem Misserfolg oder einem Erfolg? Wie oft trägt die Sorge um soziale Anerkennung den Sieg über Ihre persönlichen Bedürfnisse davon?
Wenn Sie diese Fragen für sich beantworten, sehen sie vielleicht Handlungsbedarf!

Wie können Sie Ihre Selbstachtung verändern?
Die innere Kritikerin & den inneren Kritiker zum Schweigen bringen
Innere Kritiker nennt man die Stimmen in uns, die sich gegen uns selbst richten. Sie erschaffen eine Welt in der wir uns unglücklich und wertlos fühlen. Oft sind es die verinnerlichten Zuschreibungen, Gebote und Verbote unserer Eltern.

Kennen Sie solche Sätze?

Dich mag sowieso niemand!
Wie du immer ausschaust!
Das reicht nicht! (Ich will eine perfekte Leistung sehen!)
Was soll denn das nützen?
Das schaffst du sowieso nicht!
Du hast wieder einmal Mist gebaut!
Blöder kann man sich ja wirklich nicht anstellen!

Was können Sie tun?
Zuallererst ist es wichtig, die inneren Kritiker überhaupt als solche zu bemerken, oft laufen diese herabsetzenden, ermahnenden, inneren Nörgelmonologe schon eine ganze Weile bis man auf sie aufmerksam wird, so sehr ist man an sie gewöhnt.

Wenn Sie dann die Stimme, die Sie heruntermacht hören, versuchen Sie, sich ein Bild von ihr zu machen. Wie sieht sie aus, welchen Namen würden Sie ihr geben? Judith soll die Stimme heißen, oder Felix, Tamara, Fritz? Können Sie Judith im Raum verorten – wo steht sie – vor Ihnen, hinter oder neben Ihnen oder kommt sie vielleicht von oben? Lässt sie sich von Ihnen an einen anderen Platz stellen – etwas weiter weg vielleicht? Versuchen Sie es.
Interessiert es Sie, wie es mit Judith oder Felix weitergeht, wie Sie mit Ihrer kritischen Stimme in ein hilfreiches Gespräch kommen können und wie Sie dieser Stimme eine wohlwollende, ermutigende Begleiterin oder einen Begleiter zugesellen können, sodass eine verständnisvolle, stärkende und kreative Selbstbeziehung entstehen kann. Lernen Sie im Coaching mit Hilfe hypnosystemischer Dissoziationstechniken (Gunther Schmidt) wie Sie Ihre Selbstachtung entfalten und weiter entwickeln können, indem Sie Abstand und Abgrenzung von herabsetzenden und belastenden Denkinhalten bekommen und stattdessen einer förderlichen inneren Stimme Raum geben.

Was können Sie noch tun?
Verwandeln Sie Klagen in Ziele! Wie wäre es, statt: Mir hängt das alles zum Hals raus! Zu sagen: Ich würde gerne …! Erkunden Sie, welche Bedürfnisse hinter Ihren Klagen stecken und wie sie integriert werden könnten. Versuchen Sie, aus dem Bedürfnis ein lohnendes Ziel für eine Handlung zu formulieren. Wählen Sie ein Ziel, das sie selbst erreichen können (Beispiel: Ich möchte 1x pro Woche Sport treiben, einen längeren Spaziergang machen, Gesangsunterricht nehmen, eine Freundin einladen, mein Englisch verbessern …………… auf der gepunkteten Linie könnte Ihr Ziel stehen!). Sie haben ein erreichbares Ziel gefunden? Planen Sie die Zielerreichung in Etappen – wie können Sie Ihre Ausgangssituation mit dem Ziel verbinden? Auch auf diesem Weg kann Sie die ermutigende Begleiterin oder der Begleiter, die sie bereits im vorangegangenen Beispiel kennengelernt haben, unterstützen. Diese wohlwollende Stimme kann Ihnen Mut zusprechen in die Handlung zu gehen, sie kann Ihre Motivation und Ihr Durchhaltevermögen durch Selbstanerkennung stärken und vieles mehr.

Selbstanerkennung
Wenn wir uns der Selbstanerkennung zuwenden, rückt das eigene Wertesystem in den Fokus und damit verschiedenste Möglichkeiten, eine Beziehung, einen Sachverhalt oder eine Handlung einzuschätzen und zu beurteilen. Selbstanerkennung drückt sich in der Freude, der positiven Gestimmtheit, der Zufriedenheit aus, ein Ziel gefunden, geplant, auf den Weg gebracht und erreicht zu haben. Selbstanerkennung bewirkt ein gutes Selbstwertgefühl und verstärkt unsere Selbstakzeptanz.

Selbstanerkennung meint einen achtsamen, sorgenden Blick auf sich selbst, eine positive innere Haltung, einen bejahenden, nährenden Umgang mit sich selbst, den Sie lernen können. Veränderung benötigt Zeit, aber nach einigen Wochen wird Ihr ermutigender Begleiter immer öfter an Ihrer Seite sein. Die realistische Wahrnehmung unserer Fähigkeiten, Talente und Kompetenzen und unsere subjektive Einschätzung, wie wir diese in bestimmten Anforderungssituationen einzusetzen vermögen, machen uns zuversichtlich künftige Projekte und Ziele zu erreichen. Dabei kann uns die immer stärker werdende Stimme in uns begleiten, die uns sagt: ‚Das hast du gut gemacht!‘ ‚Bravo, geschafft!‘ ‚Halte durch, du wirst dieses Projekt zu einem guten Ende bringen!‘ ‚Glückwunsch, der erste Schritt ist getan!‘

Emotional kompetente Selbstanerkennung beleuchtet und reflektiert auch die fantasierte Anerkennung, die wir in Tagträumen und inneren Dialogen von anderen für Handlungen und Leistungen, die uns wichtig sind und die wir positiv bewerten, erhalten bzw. kann diese Form der gedachten Anerkennung zukünftige Belohnungen und Wertschätzung imaginieren, die dann dazu führen, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Wesentlich ist es jedoch, in die Handlung zu gehen. Nur die Planung einer Zielerreichung, die kognitive Einsicht und Aha-Erlebnisse die nur im Kopf stattfinden reichen nicht aus, um Selbstachtung und Selbstvertrauen zu entwickeln. Es bedarf der Umsetzung, des in die Handlung-Gehens. Im Coaching bekommen Sie Raum und Unterstützung, Ihre Bedürfnisse und Ziele zu formulieren und Ihre Selbstanerkennungsfähigkeit weiter zu entwickeln um so Ihr Selbstwirksamkeitserleben, den Motor für das Erreichen Ihrer Ziele, zu stärken. Um es mit Margarete Mitscherlich zu sagen: „Wer mit sich selbst ins Gespräch kommt, erweitert die eigenen Grenzen“

Viele Anregungen und Gedanken zu diesem Textes stammen aus den Büchern von:
Christophe André & Francois Lelord: Die Kunst der Selbstachtung. Gustav Kiepenheuer Verlag
Gunther Schmidt: Einführung in die hypnosystemische Therapie und Beratung. Carl-Auer-Systeme Verlag

Eine Inhaltsangabe beider Bücher finden Sie unter dem Menüpunkt: Literatur und Links
Andrea Pierus 2020